Neuigkeiten, Veranstaltungen uvm.

Aktuelles


Abschiebung nach Afghanistan: Diakonie kämpft gegen “Todesurteil” für Lehrling

8. November 2019
74239270_3584794591591997_7396779517391405056_o.jpg

Hossein K. macht in einem Krankenhaus in Schladming seine Lehre als Betriebselektriker. Bis ihn das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl völlig überraschend festnimmt. Hossein K. wird in ein Schubhaftzentrum gebracht. Nächste Woche wird der Lehrling wahrscheinlich abgeschoben – nach Afghanistan.

Schladming (epdÖ) „Wir sind erschüttert und krank vor Sorge um Hossein K.“, sagt Johannes Steiner, Kurator der evangelischen Pfarrgemeinde Schladming. Der Lehrling des Diakonissenkrankenhauses hatte im Kirchenasyl der Pfarrgemeinde Zuflucht gefunden, gestern wurde er überraschend in Schubhaft genommen. „In Afghanistan erwartet Hossein der sichere Tod wegen Abfalls vom Islam“, sorgt sich die Pfarrgemeinde, „wir fordern einen Abschiebestopp und Bleiberecht für Hossein K. In der Pfarrgemeinde hatte sich Hossein K. auf seine Taufe vorbereitet, als Lehrling im Diakonissenkrankenhaus Schladming war er ein „verlässlicher und ruhiger Mitarbeiter“, so Steiner, insgesamt war Hossein K. „bestens integriert“. Ende Mai kam der negative Asylbescheid, mit dem das Lehrverhältnis automatisch endete.

In Afghanistan gehörte Hossein zur besonders verfolgten Minderheit der Hazara. Er ist im Iran aufgewachsen, nun soll er in ein Land abgeschoben werden, in dem er noch nie in seinem Leben war. „Wir wollten Hossein schützen und unterstützen und haben ihm Kirchenasyl gewährt“, erklärt der Kurator, gleichzeitig sollte in Gesprächen mit den Behörden eine Lösung für Hossein K. gefunden werden, der sich „penibel an alle Auflagen der Behörde“ gehalten habe. Bei einer Ladung beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl wurde Hossein K. am Donnerstag, 7. November, festgenommen.

Als Christen „fühlen wir uns verpflichtet, Leben und Menschenwürde zu schützen“, betont das Presbyterium der Pfarrgemeinde Schladming in einer Stellungnahme, „das uns heilige Kirchenasyl und das Vertrauen der Pfarrgemeinde in die Behörden wurde aufs Gröbste verletzt.“

Gebet, Gottesdienst und Mahnwache

Die Pfarrgemeinde ruft zum Gebet für Hossein K. auf in der Nacht von Freitag auf Samstag von 3.00 bis 5.00 Uhr im Gebetsraum im Jugendcafé Vitamine (Vorstadtgasse 116, Schladming). Gebetet wird für Hossein K. auch im Rahmen des Sonntagsgottesdienst „11 vor 11“ in der Evangelischen Kirche, der um 10.49 beginnt. „Dieser Gottesdienst hätte ein Fest werden sollen. Mit der BigBand Schladming und sechs Chören. Jetzt wird das Fest überschattet von der Verhaftung und drohenden Abschiebung Hosseins“, so der Kurator. Im Anschluss an den Gottesdienst lädt die Pfarrgemeinde zu einer Mahnwache am Sonntag, 10.11., um 12.15 auf dem Kirchenvorplatz der Evangelischen Kirche in Schladming.

Aus Solidarität mit Hossein K. und dem Engagement der Pfarrgemeinde wird kurzfristig auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka an dem Gottesdienst und an der Mahnwache teilnehmen. Auch er zeigt sich „in tiefer Sorge“, so der Bischof gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Weil Hossein K. seinen muslimischen Glauben abgelegt habe, sei sein Leben in Afghanistan massiv gefährdet. „Ich schließe mich der Bitte der Pfarrgemeinde nach einem Abschiebestopp und Bleiberecht für Hossein K. an“, sagt der Bischof, „mein Herz und mein Gebet ist bei der evangelischen Pfarrgemeinde in Schladming, die Hossein K. bei sich aufgenommen und in jeder Phase transparent mit den Behörden kommuniziert hat“. Chalupka weiter: „Mein Gebet gilt ihm, der Gemeinde, aber auch allen Politikerinnen und Politikern und Beamtinnen und Beamten, die hier große Verantwortung für ein Leben übernehmen.“